Man sieht von hinten einen Mann, der auf einem Fußballfeld im Tor steht

Nordrhein-Westfalen Fußball hinter Knastmauern als Resozialisierungsmaßnahme

Stand: 18.05.2025 07:44 Uhr

In der JVA Wuppertal-Ronsdorf haben am Samstag junge Gefangene aus ganz Deutschland um den Sepp-Herberger-Pokal gespielt. Das Fußballturnier soll helfen, soziale Kompetenzen zu stärken und Perspektiven für ein Leben nach der Haft zu entwickeln.

Die JVA Wuppertal-Ronsdorf war am Samstag Austragungsort für das alljährliche Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal. Dabei traten junge Strafgefangene im Alter von 16 bis 24 Jahren gegeneinander an. Elf Männer- und drei Frauen-Mannschaften waren aus Justizeinrichtungen aus ganz Deutschland angereist. Das Turnier ist Teil eines Resozialisierungprojektes, das vom Deutschen Fußball-Bund und der Agentur für Arbeit organisiert wird.

Fußball hinter Knastmauern als Resozialisierungsmaßnahme

„Anstoß für ein neues Leben“

Ein Mann mit Baseballcap steht vor einem Fußballfeld. Im Hintergrund sieht man Spieler

Ralf Müller betreut die Wuppertaler Mannschaft seit sechs Jahren

„Die Idee ist, junge Menschen schon während der Haft auf ihr Leben außerhalb der Gefängnismauern vorzubereiten, sie zu stärken“, so Ralf Müller, der seit sechs Jahren den Sport in der JVA Ronsdorf betreut. „Beim wöchentlichen Fußballtraining werden neben dem Funfaktor auch soziale Kompetenzen gefordert und gefördert: Disziplin, Teamfähigkeit, Fairness, Respekt, auch verlieren können, Regeln achten, Grenzen erkennen und aushalten.“ Qualitäten, die den jungen Menschen später bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft und beim Einstieg ins Berufsleben helfen sollen.

Initiative Volltreffer bei Inhaftierten

Für die Strafgefangenen ist das Turnier und der Fußball mehr als eine willkommene Abwechslung zur Knastroutine. Sie nehmen etwas mit vom Platz in den Gefängnis-Alltag. Einige berichten, dass es auch helfen würde, damit umzugehen, wenn es Stress mit anderen Insassen gebe. "Cool bleiben, statt aggro zu reagieren."

Einige denken daran, nach ihrer Haft auf jeden Fall weiter zu kicken und vielleicht sogar Fußball zum Beruf zu machen. Ein Wuppertaler Spieler sieht es noch pragmatischer: "Wenn ich mich draußen langweile, werde ich lieber Fußball spielen, als kriminelle Sachen machen."

Prominente Unterstützer

Ein Mann - Otto Rehhagel greift sich ins Haar

Otto Rehhagel verteilte Siegerpokale und Tipps an die Spieler

Das Turnier geht auf Sepp Herberger zurück, der 1970 Haftanstalten besuchte und sich für die Resozialisierung der Inhaftierten einsetzte. Am Samstag verfolgte Trainerlegende Otto Rehhagel das Turnier vom Spielfeldrand. Der 86-Jährige unterstützt das Projekt aus voller Überzeugung.

Auch wenn der ein oder andere in der Vergangenheit einen Fehler gemacht hat, sollte er eine zweite Chance bekommen. Und beim Fußball können sich die jungen Menschen auspowern und was fürs Leben mitnehmen.

Otto Rehhagel, Trainerlegende

Irgendwie alle Sieger

Bei den Frauen gewann die Mannschaft der JVA Köln. Bei den Männern holte sich das Gemeinschaftsteam von der JVA Herford und der JVA Heinsberg den Pokal. Aber wenn die Spieler durch den Fußball auch etwas fürs Leben mitnehmen, dann gingen am Samstag alle als Sieger vom Platz.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Ralf Müller, Projektleiter JVA Wuppertal-Ronsdorf
  • WDR-Interview mit Otto Rehhagel, Trainerlegende und Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger
  • Beobachtungen des WDR Reporters vor Ort