Ein gelbes Ortschild des Dorfs Keyenberg (neu) bei Erkelenz im Kreis Heinsberg

Nordrhein-Westfalen Gerettete Garzweiler-Dörfer: So heißen die Orte in Erkelenz in Zukunft

Stand: 15.05.2025 06:19 Uhr

Der Erkelenzer Stadtrat hat am Mittwochabend über die künftigen Ortsnamen für die fünf geretteten Dörfer am Braunkohletagebau Garzweiler entschieden.

Von Thomas Wenkert

Keyenberg, Kuckum und Beverath bekommen ein "Alt" vor ihrem Namen, Ober- und Unterwestrich dürfen ihren Namen behalten. Dafür haben 27 Ratsmitglieder gestimmt, 22 waren dagegen.

Gerettete Garzweiler-Dörfer: So heißen die Orte in Erkelenz in Zukunft

Die umgesiedelten, "neuen" Dörfer werden in Zukunft Keyenberg, Kuckum, Berverath und Westrich heißen. Es war letztendlich von politischer Seite eine sehr ruhige Debatte. Lediglich die Fraktionsvorsitzenden äußerten sich. Nach 20 Minuten kam es dann schon zur Abstimmung im Alten Rathaus von Erkelenz.

"Ich habe die Entscheidung als sehr sachlich empfunden. Ich denke, damit können alle leben", erklärte CDU-Bürgermeister Stephan Muckel nach der Sitzung. Er will jetzt nach vorne schauen. Oberstes Ziel, so der CDU-Politiker, seien jetzt lebenswerte Orte, und zwar sowohl am Umsiedlungsort als auch an den Alt-Standorten.

Kritik von Betroffenen aus Garzweiler-Dörfern

Das gerettete Dorf Kuckum von oben

Kuckum, eines der geretteten Dörfer, heißt künftig Alt-Kuckum.

Wirkte die Debatte im Ratssaal schon fast emotionslos, machten sich danach viele betroffene Bürgerinnen und Bürger Luft. Marita Dresen, die in Alt-Kuckum lebt, erklärte: "Ich hätte mir gewünscht, dass die alten Orte das 'Alt' davor bekommen und die neuen das 'Neu' davor bekommen. Dann hätte jeder sein Päckchen zu tragen gehabt."

Auch Britta Kox, die in Alt-Berverath lebt und bei den Grünen in Erkelenz aktiv ist, findet deutliche Worte. "Man hat uns die Freunde genommen, die Nachbarn genommen, die Vereine genommen. Jetzt hat man uns auch den Namen genommen." Die 53-Jährige hätte sich mehr Respekt für die Betroffenen gewünscht, die jahrzehntelang gegen den Tagebau gekämpft haben.

Straßennamen in geretteten Orten noch unklar

Unklar sind die künftigen Straßennamen. Darüber wird in den kommenden Monaten entschieden. Bürgermeister Muckel betonte, dass diese Entscheidung abgewägt werden müsse. Zum 1. Juli 2026 werden erst einmal die neuen Ortsnamen eingeführt.

Derzeit leben am Umsiedlungsstandort rund 950 Menschen und in den alten Orten knapp 600 Menschen. Viele sind Geflüchtete aus der Ukraine. Für die Stadt heißt es jetzt, Pläne zur Wiederbelebung der alten Orte zu entwickeln. Rund 210 Millionen Euro stehen dafür aus dem Braunkohletopf zur Verfügung.

Modelldörfer geplant

Ideen für die Zukunft gibt es schon: Erst einmal soll die Infrastruktur in den alten Orten modernisiert werden. Dann will die Stadt Flächen kaufen: für eine Schule, einen Kindergarten, eine Feuerwache. Außerdem soll wieder ein Nahversorger in den alten Orten eröffnen. Im Fokus steht auch eine klimaneutrale Stromversorgung.

Einen ersten Höhepunkt an den alten Dörfern wird es bereits 2037 geben - dann wird am heutigen Braunkohletagebau Garzweiler die Internationale Gartenausstellung eröffnen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Betroffene Bewohnerinnen und Bewohner
  • Bürgermeister Stefan Muckel