
Nordrhein-Westfalen Brand im Erkrather Schulzentrum: Unterricht geht in Benrath weiter
Die Löscharbeiten im Schulzentrum in Erkrath sind beendet. Zwei Schulen sind nicht mehr nutzbar. Die Stadt Düsseldorf bietet Unterrichtsräume an.
Nach dem verheerenden Brand eines Schulkomplexes in Erkrath hat die Stadt Düsseldorf rund 1.200 Erkrather Schülerinnen und Schüler ihre Unterstützung angeboten. Sie beziehen kurzfristig das ehemaligen Gebäude des Schloß-Gymnasiums Benrath.
"Die Versorgung von Schülerinnen und Schülern hat in Düsseldorf höchste Priorität und es war mir ein persönliches Anliegen, hier auch kommunenübergreifend sofort zu unterstützen", sagte Oberbürgermeister Stephan Keller. Der Unterricht soll ab dem 26. Mai wiedergenommen werden können. Bis dahin gehen die Schüler der Realschule und des Gymnasiums von Freitag an in den Distanzunterricht.
Übergangslösung bis Februar 2026
Möglich ist das, weil das Schloß-Gymnasium im Februar neue Räume bezogen hat. Nach den Sommerferien, wenn die Realschule Benrath ebenfalls neue Räume bezieht, werden weitere 25 Klassenräume frei, die ebenfalls von der Schülerinnen und Schülern aus Erkrath genutzt werden können.
Die Klassenräume in Benrath stehen vorerst bis zum Februar 2026 zur Verfügung. Die etwa 20-minütigen Fahrt vom Hochdahler Schulzentrum bis in den Düsseldorfer Süden wird über mehrere zeitlich versetzt eingesetzte Schulbusse der Rheinbahn erfolgen.
Verwaltungen ziehen in die Feuerwache

Ein abgebranntes Schulgebäude in Erkrath
Die Verwaltungen sollen erstmal in die Feuerwache ziehen. Die Hauptschule wird nach einer Reinigung vom Ruß wieder nutzbar sein, dort läuft schon seit Donnerstag Distanzunterricht. Die Hauptschule soll ab Montag, 19. Mai, wieder in den regulären Schulbetrieb zurückkehren. Immerhin: Bereits geschriebene Abiklausuren konnten gerettet werden und die Abschlussfeiern werden stattfinden, und zwar in der Erkrather Stadthalle.
Das Feuer in dem Schulkomplex an der Rankestraße in Erkrath war Dienstagnachmittag ausgebrochen. Die Feuerwehr löschte auch noch in der Nacht zu Mittwoch mit rund 250 Einsatzkräften aus dem ganzen Kreis Mettmann. Inzwischen ist der Brand vollständig gelöscht. Schülerinnen und Schüler waren zum Zeitpunkt des Brandes nicht mehr vor Ort. Verletzt wurde niemand.
Nicht der erste Brand
Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes war in Brand geraten, warum ist noch unklar. Die Polizei hat jetzt mit den Ermittlungen zur Brandursache begonnen. Nach WDR-Informationen wurden am Dienstag Arbeiten an der Anlage durchgeführt, die aus dem Jahr 2011 stammt. Außerdem hatte es auf dem Dach der Schule bereits vor zwei Jahren einen Brand gegeben. Auch da brannte ein Teil der Photovoltaik-Anlage.
Spektakulärer Einsatz
"Das war schon ein großer und spektakulärer Einsatz", sagte Hans-Peter Kremer, Einsatzleiter der Feuerwehr Erkrath, dem WDR. Der Brand habe sich extrem schnell entwickelt und in den einzelnen Etagen in dem Gebäude ausgeweitet. Die unübersichtliche Struktur der Gebäude erschwerten auch die Löscharbeiten.

Einsatzkräfte der Feuerwehr rollen in Erkrath einen langen Schlauch aus
Nachdem das eigentliche Feuer gelöscht war, mussten sich die Einsatzkräfte noch stundenlang um Glutnester. Auch das Löschwasser war während des Einsatzes knapp geworden. "Wir haben dann Wasser aus dem Stadtweiher geholt." Die Feuerwehr war ursprünglich davon ausgegangen, dass das Feuer bis zum Vormittag gelöscht ist. Am Nachmittag waren aber immer noch Einsatzkräfte vor Ort.
Gefahr durch Asbest
Laut Feuerwehr sei nicht auszuschließen, dass im Inneren des Schulzentrums Asbest freigesetzt wurde, da dort gerade Sanierungsarbeiten stattfinden. Das berge auch für die Einsatzkräfte Gefahren und bedeute mehr Aufwand. Sie mussten immer wieder neu eingekleidet werden. Inzwischen ist klar, dass es sich um weißen Asbest handelt. Er ist weniger gefährlich und dringt nicht so tief in die Lunge ein.

Riesige Rauchwolke war über Stadtgrenze hinaus sichtbar
Für die Bürger und Bürgerinnen bestehe keine Gefahr. Sollten sich tatsächlich Asbestreste mit Ruß niedergeschlagen haben, könne man die mit Seifenlauge wegwischen. "Man sollte dann nur die Wischtücher wegwerfen."
Schulräume nicht mehr nutzbar

Ausgebranntes Schulgebäude
In dem Schulzentrum Rankestraße sind eine Haupt- und eine Realschule sowie ein Gymnasium untergebracht. Bis auf die Hauptschule sind die Gebäude nicht mehr nutzbar. Nach ersten Einschätzungen sähe es nach einem Totalverlust aus, so Einsatzleiter Kremer: "Hier ist sicherlich im Moment kein Schulbetrieb denkbar."
Für die rund 1.200 Schülerinnen und Schüler der Realschule und des Gymnasiums fiel der Unterricht am Mittwoch aus. Das galt auch für die Hauptschule, obwohl das Gebäude nicht vom Brand betroffen war, teilte die Stadt mit. Die benachbarten Sporthallen und der Sportplatz bleiben bis Sonntag für den Schul- und Vereinssport geschlossen.
Sechs Kinder- und Jugendeinrichtungen vorsorglich geschlossen
Nach Angaben der Stadt wurden am Mittwoch außerdem auch sechs Kinder- und Jugendeinrichtungen vorsorglich geschlossen, darunter mehrere Kitas. Sie liegen in einem Bereich, in den Rauch- und Brandpartikel gezogen sein könnten, hieß es zur Begründung. Eltern sollten per Kita-App informiert werden.
Für die unmittelbar anstehende nächste Abiturklausur am Freitag stellt nach Angaben der Düsseldorfer Bezirksregierung das Erkrather Gymnasium am Neandertal Räume zur Verfügung. Außerdem seien auch die zentralen Prüfungen nach Klasse 10 sicherzustellen.
Bald Unterricht in Messehallen?
Die Schüler müssen nun auf andere Standorte verteilt werden. Mehrere Schulen und Städte haben angeboten, das Schulzentrum zu unterstützen. Auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller hat seine Unterstützung zugesichert.
Der Schuldezernent prüfe gerade, welche Schulen Räumlichkeiten zur Aufnahme von Klassen oder Kursen aus Erkrath zur Verfügung stellen könnten. "Ebenso ist es möglich, kurzfristig eine Messehalle als Ausweichmöglichkeit anzubieten", so Keller.
Die Hilfsangebote sind tierisch!
Uwe Heidelberg, Schuldirektor
Uwe Heidelberg, Direktor der Realschule im Stadtteil Hochdahl, ist beeindruckt von der Solidarität. Er habe schon am Dienstagabend viele Nachrichten von Schulleitern umliegender Städte bekommen. "Das ist fantastisch", findet er.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller zeigte sich betroffen von dem Unglück. "Es ist kaum in Worte zu fassen, was es bedeutet, wenn ein vertrauter Ort des Lernens, Lebens und Zusammenhalts plötzlich nicht mehr da ist", sagte sie. "Es wird alles getan, damit bald wieder ein geregelter Unterricht möglich ist und jetzt auch alle Abschlussprüfungen wie vorgesehen stattfinden können."
Telefon-Hotline bietet Hilfe
Für betroffene Schüler ist jetzt auch ein psychologisches Betreuungsangebot eingerichtet worden. Wie die Stadt miteilte, sei eine Telefon-Hotline zwischen 9.00 und 18.00 Uhr erreichbar. Auch für die Lehrerinen und Lehrer der Realschule und des Gymnasiums sei ein begleitendes Betreuungsangebot geplant.
Unsere Quellen:
- Interview mit Einsatzleiter Hans-Peter Kremer
- Stadt Düsseldorf bei Facebook
- Nachrichtenagentur dpa
- Leitstelle Feuerwehr Kreis Mettmann