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Nordrhein-Westfalen Mülldeponie-Großbrand: Umweltminister für Verbot von Einweg-Zigaretten

Stand: 20.05.2025 08:00 Uhr

Ursache für den Großbrand in einer Müllsortierungsanlage in Swisttal sind mutmaßlich Lithium-Ionen-Akkus. Umweltminister Krischer fordert ein Pfandsystem und ein Verbot von Einweg-Zigaretten.

Der Brand in einer Müllsortieranlage in Swisttal beschäftigt die Feuerwehr immer noch. Auf der Anlage der Entsorgungsfirma Hündgen war am Samstag ein Feuer ausgebrochen. Die ganze Nacht über hat die Feuerwehr weiterhin Brandwache gehalten. Und auch jetzt ist noch eine kleine Gruppe von Einsatzkräften vor Ort - denn immer wieder gibt es Glutnester, die abgelöscht werden müssen.

Mülldeponie-Großbrand: Umweltminister für Verbot von Einweg-Zigaretten

Akkus als mögliche Brandursache

600 Tonnen Abfall hatten Feuer gefangen. Die Ermittlungen zur Brandursache beginnen laut Polizei erst, wenn das Feuer endgültig gelöscht ist. Derzeit wird vermutet, dass sich Akkus entflammt haben, als sie geschreddert wurden. Akkus, wie sie etwa in elektrischen Zahnbürsten, Handys und E-Zigaretten verbaut sind. Für die Anwohnerinnen und Anwohner in Swisttal und Umgebung besteht keine Gefahr mehr.

Am Montagnachmittag besuchte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) den Brandort in Swisttal, um sich den Schaden vor Ort anzusehen. Ursache für das verheerende Feuer seien vermutlich geschredderte und in Brand geratene Lithium-Ionen-Akkus, sagte der Minister. Solche Mini-Batterien sind in vielen Alltagsgegenständen verbaut: Vom Handy über E-Zigaretten bis zur elektrischen Zahnbürste. Werden sie geschreddert, besteht die Gefahr, dass die Batterien in Brand geraten.

Krischer will Pfandsystem

Oliver Krischer (Grüne), Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW

Minister Krischer fordert E-Zigaretten-Verbot

Im Gespräch mit dem WDR forderte Krischer daher die Einführung eines Pfandsystems für Lithium-Ionen-Batterien, außerdem ein grundsätzliches Verbot von Einweg-Zigaretten. "Einweg-Zigaretten scheinen mir eine der Hauptursachen für solche Brände zu sein", sagte Krischer. Mehrere Dutzend Feuer auf Müll-Deponien habe es im vergangenen Jahr in NRW gegeben, so der NRW-Umweltminister. Noch am vergangenen Wochenende habe es in Kleve gebrannt.

Lange schon sei von einem Pfandsystem für Lithium-Ionen-Akkus die Rede, bisher sei politisch aber nichts passiert, sagte Krischer. Er erwarte nun, dass die neue Bundesregierung "das jetzt anpackt und die Ankündigung im Koalitionsvertrag umsetzt".

"Wir alle bezahlen mit dafür"

Bis dahin appelliere er an alle Menschen: "Gegenstände, die einen Akku enthalten, gehören nicht in den Müll." Dennoch würden jedes Jahr Millionen Lithium-Ionen-Akkus auf den Müllkippen landen.

Die Feuer, die dadurch entstehen können, verursachten "riesige Millionenschäden, die wir ja alle mitbezahlen". Denn die Versicherungsprämien für Mülldeponien stiegen durch dieses Risiko erheblich. Krischer sagte: "Am Ende bezahlen die Verbraucher das über die Abfallgebühren mit."

Feuer trotz moderner Brandschutztechnik

Betreiber Christian Hündgen mit NRW-Umweltminister Oliver Krischer bei der Begutachtung des Brandschadens

Betreiber Christian Hündgen mit NRW-Umweltminister Oliver Krischer

Auch die Inhaber der Anlage Christian Hündgen und seine Schwester Hanna Hesse halten es für wahrscheinlich, dass Akkus für den Brand verantwortlich sind. Das Problem werde immer größer, erläuterten sie am Dienstag auch dem Minister. Der Brand sei außerhalb der Betriebszeit entstanden. Und das obwohl modernste Brandschutztechnik verbaut worden sei.

Gelöschter Müll muss weggeschafft werden

Die Brandschäden an der Halle

Insgesamt 600 Tonnen Abfall brannten hier

Rund 50 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk bekämpfen derweil in Swisttal weiter Feuer und Glutnester. Unterstützt werden sie von einer privaten Firma mit schwerem Gerät. Radlager und Bagger reißen den Rest einer eingestürzten Halle ab. Zusätzlich muss der gelöschte Müll nach und nach weggeschafft werden.

Laut Polizei werden Ermittler und Gutachter in den kommenden Tagen zum Brandort kommen, wenn das Feuer endgültig gelöscht ist.

Akute Einsturzgefahr

Eine abgebrannte Halle einer Abfallsortierungsanlage. Links daneben ein Löschfahrzeug.

Der brennende Plastikmüll wurde aus der Halle geschafft

Der Einsatz war für die Einsatzkräfte vom technischen Hilfswerk und der Feuerwehr von Anfang auf aufwendig: Sie konnten sich nur sehr langsam zwischen den Resten der Lagerhalle bewegen. Auch ein Löschfahrzeug des Flughafens Köln/Bonn wurde am Wochenende dazu beordert. Es ist mit einem besonders großen Tank und Wasserwerfer ausgestattet.

Laut Luftmessung keine Gefahr

Nach Angaben der Feuerwehr besteht trotz Rauchentwicklung zur Zeit keine Gefahr mehr für Anwohner in der Umgebung. Messungen der Luftwerte hätten bisher keine gefährlichen Belastungen ergeben, sagte ein Feuerwehrsprecher

Zeitweise 250 Einsatzkräfte vor Ort - Probleme mit Schaulustigen

An den Löscharbeiten waren in der Spitze über 250 Feuerwehrleute beteiligt - unter anderem mit Unterstützung aus Euskirchen und dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis.

Das betroffene Gebiet sollte schon am Wochenende weiträumig umfahren werden, sämtliche Zugangswege zur Brandstelle sollten freigehalten werden, hieß es. Der Feuerwehrsprecher bat Anwohner, die Löscharbeiten nicht zu behindern - und fügte hinzu: "Wir haben Probleme mit Schaulustigen."

Keine Verletzten

Das Feuer war am späten Samstagnachmittag gegen 17 Uhr, außerhalb der Betriebszeit, in einer Halle der Abfallsortierungsanlage in der Peterstraße in Swisttal ausgebrochen. 600 Tonnen Gelber-Sack-Abfall gerieten in Brand. Das Gebäude stand nach kurzer Zeit in Flammen.

Brand in Swisttal

Rauchwolke am Samstag

Nach Angaben der Feuerwehr brannte Müll, der auf eine Fläche ausgebreitet 3.000 Quadratmeter umfassen würde. Verletzt wurde niemand.

Bereits vor einigen Jahren hatte es in der Anlage einen Brand gegeben, doch "dieser Brand heute ist nochmal eine Nummer größer", sagte der Feuerwehrsprecher.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Kreisleitstelle Rhein-Sieg-Kreis
  • Statement von NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne)
  • Nachrichtenagentur dpa