App-Icons auf einem Smartphone

Nordrhein-Westfalen Frist endete gestern: Widerspruch gegen Meta-Datennutzung für KI

Stand: 27.05.2025 09:52 Uhr

Meta will eure Daten von Facebook und Instagram nutzen, um seine KI zu trainieren. Ohne euch zu fragen. Die Verbraucherzentrale NRW klagte dagegen - ohne Erfolg. Immerhin bis gestern konnten Nutzer dem widersprechen, nun ist die Frist abgelaufen.

Der Tech-Konzern wird ab heute eure Daten von Facebook und Instagram nutzen, um seinen Chatbot Meta AI zu trainieren. Heißt: alle öffentlichen Posts, Storys, Fotos, Videos oder Kommentare von euch. Bis Montag (26. Mai) konnte man gegen die Nutzung der Daten noch Widerspruch einlegen.

Digitalexperte Jörg Schieb zur auslaufenden Widerspruchsfrist bei Meta AI

Die Verbraucherzentrale NRW hatte zuvor gegen die Pläne geklagt. Ihre Kritik: Die Daten können nicht mehr zurückgeholt oder gelöscht werden. Das sei ein Verstoß gegen europäisches Datenschutzrecht. Dieser Argumentation folgte das Oberlandesgericht Köln nicht. Der Antrag der Verbraucherzentrale sei unbegründet, urteilte das Gericht und wies die Klage ab. Die Nutzung der Daten durch KI sei gerechtfertigt, auch unter der vorliegenden Datenverarbeitung.

Meta will mit den Daten nach eigenen Angaben ein Training durchführen, damit die eigenen KI-Produkte und -Modelle die deutsche Kultur, Sprache und Geschichte zunehmend besser verstehen und wiedergeben können.

Wie konnte ich der Datennutzung widersprechen?

Meta hatte angekündigt, am 27. Mai mit dem KI-Training zu starten. Wer die eigenen Daten nicht für die KI freigeben mochte, musste bis spätestens 26. Mai der Nutzung widersprechen, riet die Verbraucherzentrale. Denn:

"Danach können Ihre Daten Teil der KI werden und lassen sich daraus nicht mehr zurückholen oder löschen. Ein Widerspruch danach kann sich also nur noch auf Dinge beziehen, die Sie ab dem Zeitpunkt Ihres Widerspruchs veröffentlichen würden", schreiben die Verbraucherschützer auf ihrer Seite.

Für den Widerspruch musste man ein Formular ausfüllen, das auf den Seiten von Instagram und Facebook sehr versteckt ist. Bei Facebook gab es ihn über diesen Link, bei Instagram über diesen Link. Dafür musste man in den Konten angemeldet sein.

Und so ging das Schritt für Schritt:

Widerspruch bei Facebook

  • Profilseite (Chronik) öffnen und aufs Profilfoto oben rechts klicken (am PC) oder auf die drei Striche rechts tippen (auf dem Smartphone).
  • "Einstellungen und Privatsphäre" auswählen und dann "Einstellungen", herunterscrollen auf "Datenschutzrichtlinie".
  • In der App: Lupe antippen (oben oder unten rechts, das kann je nach Betriebssystem verschieden sein).
  • Im Browser: Strg und F auf der Tastatur drücken.
  • Ins Eingabefeld "Wider" oder "Widerspruch" eintippen und auf "Widerspruchsrecht" tippen.
  • Im ersten Absatz auf den Link "zu widersprechen" tippen.
  • Es wird eine neue Seite geöffnet, auf der folgende Frage steht: "Bezieht sich deine Anfrage auf KI bei Meta?" - auf ja tippen.
  • E-Mail-Adresse eintragen (falls sie nicht automatisch angezeigt wird), das Textfeld darunter kann frei bleiben.
  • "Senden" anklicken.
Wer nicht möchte, dass Meta seine Postings und Inhalte in der Meta AI verarbeitet, muss widersprechen

Wer nicht möchte, dass Meta seine Postings und Inhalte in der Meta AI verarbeitet, muss widersprechen.

Widerspruch bei Instagram

  • Profilseite öffnen und auf der Profilseite die Einstellungen öffnen (drei Striche rechts).
  • Runterscrollen und entweder auf "Privacy Center" oder auf "Info" tippen, dort auf "Datenschutzrichtlinie".
  • In der App: Lupe antippen (oben oder unten rechts, das kann je nach Betriebssystem verschieden sein).
  • Im Browser: Strg und F auf der Tastatur drücken.
  • Ins Eingabefeld "Wider" oder "Widerspruch" eintippen und auf "Widerspruchsrecht" tippen.
  • Im ersten Absatz auf den Link "zu widersprechen" tippen.
  • E-Mail-Adresse eintragen (falls sie nicht automatisch angezeigt wird), das Textfeld darunter kann frei bleiben.
  • Es wird eine neue Seite geöffnet, auf der folgende Frage steht: "Bezieht sich deine Anfrage auf KI bei Meta?" - auf ja tippen.
  • "Senden" anklicken.

Die E-Mail-Adresse musste man eingeben, um von Meta eine Bestätigung zu erhalten.

Datenverarbeitung trotz Einspruch bei Meta?

Allerdings könnt ihr auch nach einem erfolgreichen Einspruch nicht zu 100 Prozent sicher sein, dass überhaupt keine Daten zu eurer Person genutzt werden. Im Widerspruchs-Formular schreibt Meta nämlich, dass der Konzern möglicherweise trotzdem Informationen über euch verarbeitet, um KI zu entwickeln und zu verbessern - "auch wenn du Einspruch eingelegt hast oder unsere Produkte gar nicht nutzt".

Dies könnte beispielsweise passieren, wenn ihr oder eure Informationen "Teil eines Bildes sind, das in unseren Produkten von einem*einer Nutzer*in öffentlich geteilt wird" oder ihr in öffentlichen Beiträgen oder Bildunterschriften erwähnt werdet, die eine andere Person in einem Meta-Produkten teilt.

Wie sieht es bei WhatsApp aus?

Die persönlichen Chats auf WhatsApp zählen nicht zu den öffentlichen Informationen, die Meta für das Training der KI nutzen will. Deshalb ist ein Widerspruch bei WhatsApp nicht vorgesehen.

Aber: Auch in WhatsApp ist der KI-Chatbot von Meta fest integriert und wenn Nutzer mit dem sprechen, sind diese Chats nicht verschlüsselt und gelten als öffentlich. Das gilt auch für Gruppenchats, in denen "Meta AI" genutzt wird. Diese Chats werden dann auch für das Training der KI benutzt.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb, in solchen Chats keine sensiblen Daten, wie Namen oder Gesundheitsinformationen, zu teilen.

Die Apps von Facebook, Instagram und WhatsApp sind auf einem Smartphone vor dem Logo von Meta Platforms zu sehen.

Meta will mit User-Daten seine KI trainieren.

Was spricht gegen das KI-Training mit euren Daten?

Zum einen der Datenschutz. Denn Meta fragt euch nicht proaktiv, ob ihr eure Daten hergeben wollt. Hinzu kommt, dass niemand so richtig weiß, wie sie genau verwendet werden beziehungsweise an welcher Stelle sie wieder auftauchen.

Zudem hat Meta-Chef Mark Zuckerberg das Thema Einsamkeit für sich entdeckt. Er sagt, dass viele Amerikaner immer weniger Freunde und soziale Kontakte hätten. Zuckerberg will genau das nutzen - mit Hilfe von KI.

Bislang kann Meta AI unter anderem Alltagsfragen beantworten oder in Echtzeit Web-Recherchen ausführen. Der Konzern testet aber nun in den USA sogenannte "digitale Begleiter". Diese KI-Chatbots können menschliche Konversationen simulieren, Fragen beantworten oder einfach unterhalten.

"Theoretisch mag das sogar möglich sein. Vor dem Hintergrund von Metas Geschäftsmodell ist das wahrscheinlichere Szenario jedoch, dass die Bots vor allem Werbe-Werkzeuge werden, die ihre intimen Kenntnisse unserer Persönlichkeit nutzen, um uns neue Produkte anzudrehen", schreibt der Journalist und Kommunikationswissenschaftler Ingo Dachwitz bei netzpolitik.org.

Meta ist ein Werbekonzern, er verdient sein Geld damit, unsere Aufmerksamkeit zu vermarkten und uns mit möglichst zielgenauer Kommunikation zu manipulieren. In Mark Zuckerbergs Träumen sind KI-Bots Influencer auf Steroiden.

Ingo Dachwitz, netzpolitik.org

Zudem birgt der Umgang mit den KI-Chatbots Risiken, besonders für Kinder und Jugendliche. Welche das sind und warum Eltern genauer hinschauen sollten:

Was spricht für das KI-Training mit euren Daten?

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb sagt, in Deutschland seien viele Menschen mit KIs nicht zufrieden. So ein Training könne die KI von Meta sprachlich besser machen und die Kommunikation erleichtern. Die KI von Elon Musk, xAI, sei nur deshalb so gut, weil sie auf die Inhalte der Plattform X zugreifen könne.

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte

Schieb sagt außerdem: Wer Facebook und Co. nutze, müsse sich ohnehin darüber im Klaren sein, dass Meta sehr viel über ihn oder sie weiß. Da sei die Nutzung von Posts, die ohnehin schon öffentlich seien, für das KI-Training nur noch ein kleiner Zusatz. Diese Postings seien ohnehin für jeden zu sehen - "warum dann nicht auch für die KI?"

Das eigentliche Problem sei ein anderes: Dass Meta persönliche Profile erstelle - etwa um Werbung zu personalisieren oder den Algorithmus zu verbessern.

Viele Menschen glauben, so eine KI sei wie eine Monster-Datenbank, die sich jedes noch so kleine Detail merkt. Das stimmt aber nicht.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Schieb sagt: "Bloß weil ich ein Foto mit einem Eis in der Hand poste, ist das für ein KI-Modell noch längst nicht relevant genug, um im Training eine Rolle zu spielen. Es ist zumindest extrem unwahrscheinlich."

Was sagt Meta?

"Dieses Training ist in der Branche üblich und entscheidend dafür, dass unsere modernen KI-Produkte und -Modelle die deutsche Kultur, Sprache und Geschichte zunehmend besser verstehen und wiedergeben", teilte der Konzern Anfang Mai mit.

Eine mögliche Unterlassungsverfügung wäre ein "großer Rückschlag für deutsche Verbraucher*innen, die sich lokal relevante KI-Technologie wünschen und für deutsche Unternehmen, die auf KI-Modellen aufbauen wollen, die lokale Nuancen verstehen".

Es gehe auch nicht nur um Meta. "Zahlreiche KI-Unternehmen haben bereits Verzögerungen bei der Einführung von Technologien in Deutschland und der gesamten EU hinnehmen müssen, was auf das fragmentierte und sich überschneidende Regulierungssystem in Europa zurückzuführen ist."

Auch der KI-Assistent von Meta war wegen strenger Regeln in der EU später eingeführt worden als in anderen Ländern.

Was sagt die Verbraucherzentrale?

"Mit dem Antrag auf einstweilige Verfügung wollen wir verhindern, dass Meta Fakten schafft, bevor die Rechtslage geklärt ist", erklärte Datenschutzexpertin Christine Steffen von der Verbraucherzentrale.

Sind die Daten erst einmal für KI verwendet worden, ist ein Rückruf kaum noch möglich.

Datenschutzexpertin Christine Steffen

Es sei nicht das Ziel der Verbraucherzentrale, die Entwicklung künstlicher Intelligenz zu verhindern, sondern sicherzustellen, dass sie auf einer rechtsstaatlichen und fairen Grundlage erfolge. "Meta scheint seine kommerziellen Interessen über die Rechte der Betroffenen zu stellen." Verbraucher sollten die Kontrolle über ihre persönlichen Daten behalten.

Unsere Quellen: