
Nordrhein-Westfalen US-Visa-Stopp für Studierende und Schüler: Was gilt jetzt für wen?
Die USA vergeben vorerst keine neuen Visa mehr an ausländische Studierende, Schüler und Au-pairs. Was das konkret bedeutet: Ein Überblick.
Zum Schüleraustausch nach Kalifornien, für ein Studienjahr nach Massachusetts oder als Au-pair nach New York: Unter jungen Menschen in NRW und anderswo in der Welt, die demnächst für einen Auslandsaufenthalt in die USA reisen wollen, herrscht Verunsicherung. Denn die Trump-Regierung vergibt an sie vorerst keine Visa mehr.
Hintergrund ist den Nachrichtenagenturen Reuters und AP zufolge, dass die US-Regierung künftig noch intensiver die Social-Media-Accounts der Visa-Antragsteller überprüfen will. Im Blick der Behörden sind offenbar pro-palästinensiche Äußerungen. Die Trump-Regierung behauptet, dass an US-Hochschulen Antisemitismus zum Teil weit verbreitet ist - belegt ist das aber nicht.

Schülerin Angelina vom Berufskolleg Siegburg
Eine, die nun um ihre geplanten USA-Reisen bangt, ist Schülerin Angelina vom Berufskolleg Siegburg. "Das war natürlich ein Schock", sagte sie am Mittwoch dem WDR über den Moment, als sie vom vorzeitigen Visa-Vergabe-Stopp erfuhr. Der eine Grund: Nach dem Abitur will sie in den USA studieren. Nun können sie erst mal "nichts genau planen". Der andere Grund: Schon in einem Monat will sie für ein Praktikum in die USA reisen. "Alles ist geplant, alles ist gebucht", so Angelina. Die sogenannte Esta-Reisegenehmigung für ihren Kurzaufenthalt muss sie aber noch beantragen. "Das macht einem auf jeden Fall Kopfschmerzen und Sorge."
Welche Auswirkungen hat das konkret für die geplanten Auslandsreisen von Studierenden, Schülern und Au-pairs?
- Wo finden Studierende, Schüler und Au-pairs die neuen Regeln für ihre USA-Reise?
- Was gilt jetzt, wenn man schon ein Visum für eine geplante USA-Reise hat?
- Was sollten Betroffene tun, die schon ein Visum beantragt haben oder eines stellen wollen?
- Sollte man das Reisland des Auslandsaufenthalts besser ändern?
Wo finden Studierende, Schüler und Au-pairs die neuen Regeln für ihre USA-Reise?
Noch haben die US-Behörden keine detaillierten Regelungen zu den geplanten Auslandsaufenthalten veröffentlicht. Die bislang bekannten Informationen zum vorübergehenden Stopp der Visa-Vergabe entstammen vor allem einem Rundschreiben von US-Außenminister Marco Rubio an die ihm unterstehenden Botschaften und Konsulate. Was jetzt für wen im Detail gilt, ist daher zum Teil noch völlig offen.
Wir müssen jetzt die nächsten Tage abwarten, inwieweit sich das auch in Regelungen niederschlägt.
Jan Schütte, Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch

Jan Schütte, Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch
Viele der jungen Betroffenen und ihre Eltern wenden sich seit Bekanntwerden des Visa-Vergabe-Stopps mit ihren Fragen und Sorgen an die Auslandsreise-Organisationen. "Es laufen die Drähte natürlich heiß", berichtete Jan Schütte, Geschäftsführer des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA), im Interview bei WDR 2. Viele Fragen könne man aber erst demnächst konkret beantworten, wenn die Details feststehen.
Was gilt jetzt, wenn man schon ein Visum für eine geplante USA-Reise hat?
Wer schon ein Visum hat, brauche sich keine Sorgen machen, meint Schütte: "Die bestehenden Visa, die auch für Ausreiseprogramme zum Teil schon vorliegen für den Sommer, die gelten ja erst mal."
Was sollten Betroffene tun, die schon ein Visum beantragt haben oder eines stellen wollen?
Man müsse erst mal die Details abwarten, sagte auch Constanze Sietz, Geschäftsführerin des Unternehmens Travelworks, das unter anderem Schüleraustausche, Au-pair-Aufenthalte und Work-and-Travel-Reisen organisiert, dem WDR. Ihrer Ansicht nach gibt es keinen Grund zur Resignation. Denn:
Offiziell kommuniziert wurde bislang, dass die Vergabe der für die Visumsbeantragung erforderlichen Termine bei der US-Botschaft ausgesetzt wurde - nicht aber das komplette Visumsverfahren.
Constanze Sietz, Travelworks
Laut Schütte ist es sinnvoll zu checken, was man bei TikTok, Instagram, Facebook, X und in anderen sozialen Medien gepostet hat - insbesondere mit Blick auf Israel und den Nahostkonflikt. Die Austauschorganisationen würden Schüler und Studierende derzeit "sensibilisieren", damit sie aufpassen, was sie posten.
Sollte man statt den USA besser ein anderes Ziel für den Auslandsaufenthalt wählen?
Zum Teil seien Schülerinnen und Schüler bereits dabei, ihre Reisepläne zu ändern, berichtet Martina Plum. Sie ist Sprecherin des Vereins Auslandsgesellschaft.de mit Sitz in Dortmund, der seit Jahrzehnten Schüleraufenthalte in den USA organisiert. "Der Trend geht dahin, eher in Europa zu bleiben oder nach Kanada zu gehen." Aber das hänge davon ab, ob das zeitlich überhaupt noch möglich ist.
Für viele kommt ein Wechsel des Reiselands auch deshalb nicht infrage, weil der Aufenthalt lange vorbereitet sei, insbesondere Schüleraustausche, sagt Sietz von Travelworks.
"Viele Teilnehmende haben bereits die Informationen zu ihren Gastfamilien und Schulen in den USA erhalten und stehen mit diesen in persönlichem Kontakt. Das schafft nicht nur Vorfreude, sondern auch eine emotionale Bindung, die ein Wechsel in ein anderes Land natürlich nicht leicht machen würde", so Sietz. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht sie jedenfalls "keinen Anlass, aktiv zu einem Wechsel zu raten".
Unsere Quellen:
- WDR-2-Interview mit Jan Schütte, Geschäftsführer des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA)
- Constanze Sietz, Geschäftsführerin von Travelworks, auf WDR-Anfrage
- Martina Plum, Sprecherin des Vereins Auslandsgesellschaft.de, auf WDR-Anfrage
- Nachrichtenagenturen Reuters, AP und dpa