
Nordrhein-Westfalen Karlspreis für Ursula von der Leyen: "Europa ist mein Leben"
Die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen ist in Aachen mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden.
Die Karlspreisträgerin betonte gleich zu Beginn ihrer Rede ihre tiefe Verbundenheit mit der europäischen Idee: "Europa ist mein Leben und es ist die größte Ehre, heute hier stehen zu dürfen," sagte sie vor den Gästen im Krönungssaal des Aachener Rathauses.
"Weiter in Sicherheit investieren"

Ursula von der Leyen bei ihrer Rede
Dann ernste Worte und die Warnung vor zu viel Sorglosigkeit in der Europäischen Union. Gegner der offenen demokratischen Gesellschaften hätten aufgerüstet und mobil gemacht: "Dafür gibt es kein eindrücklicheres Beispiel als Putins brutalen, skrupellosen Krieg gegen die Ukraine," sagte die EU-Kommissionspräsidentin. "Russland und andere werden ihre Kriegswirtschaft weiter hochfahren. Deshalb wird die Notwendigkeit in unsere Sicherheit zu investieren, immer dringender."
Wir tun das, weil wir mit aller Macht den Frieden verteidigen wollen.
Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyern erinnerte daran, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind. Sie zeigte sich besorgt über das Wiedererstarken extremistischer Parteien in Europa. "Doch weitaus stärker als die Sorge ist die Verpflichtung, unsere Demokratien vor Angriffen zu schützen, sie zu stärken, sie zu bewahren. Und genau das tun wir."
Friedrich Merz spricht über neue Herausforderungen

Bundeskanzler Friedrich Merz
Bundeskanzler Friedrich Merz wies in seiner Festrede darauf hin, dass sich die Zeiten in Europa geändert hätten und dass die internationalen Spannungen neue Herausforderungen mit sich brächten. "Wir werden das Friedensprojekt Europa, das nach innen so erfolgreich war, weiterentwickeln müssen: Zu einem Friedensprojekt auch nach außen."
Unsere historische Aufgabe ist es, Europa so stark zu machen, dass es den Frieden auf unserem Kontinent wiederherstellen und auf Dauer sichern kann.
Friedrich Merz, Bundeskanzler
Dabei blickte der Bundeskanzler vor allem auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: "Wir werden weiter mit aller Kraft die Ukraine unterstützen – militärisch, aber auch politisch und wirtschaftlich." Und er kündigte an: "Wir Deutschen sind bereit, beim NATO-Gipfel im Juni weitreichende Beschlüsse zu fassen. Beschlüsse, die Europas Verantwortung für seine eigene Sicherheit gerecht werden und die transatlantische Allianz als Ganzes stärken."
König Felipe: Rückzug auf Nationalstaaten falscher Weg

König Felipe VI. von Spanien auf dem Podium
Auch der spanische König Felipe warnte vor einem Rückfall in nationalstaatliches Denken und Fremdenfeindlichkeit. "Es gibt zunehmend Stimmen, die dagegen seien, dass Europa noch freier wird und die sich auf ihre Nationalstaaten zurückziehen wollen." Das sei ein falscher Weg, sagte der spanische König. Denn das würde Europas Wohlstand untergraben und Europa auf globaler Ebene schwächen. "Daher muss man solchen Stimmen in Europa gemeinsam entgegentreten."
Karlspreis wird 75

Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen
In ihrer Eröffnungsrede blickte Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen auf 75 Jahre Karlspreis zurück. Denn der Preis feiert in diesem Jahr ein Jubiläum. Er wurde 1950 zum ersten Mal verliehen. Keupen sagte, viele der Preisträgerinnen hätten das Weltgeschehen positiv beeinflusst – auch Ursula von der Leyen tue das.
Gleichzeitig erinnerte die Oberbürgermeisterin daran, dass rechtsextreme und völkische Parolen in Europa wieder hoffähig gemacht würden: "Wenn also unsere Werte nicht nur weltpolitisch in Frage gestellt werden, sondern auch immer wieder nationale Interessen das Friedensprojekt gefährden, das die EU schon immer war, dann sollten wir alle wachsam sein, dass sich Geschichte nicht doch einmal wiederholt."
Fest zwischen Dom und Rathaus

Bürgerfest auf dem Katschhof
Nach der Verleihung konnten die Aachenerinnen und Aachener die Karlspreisträgerin hautnah erleben. Beim Bürgerfest auf dem Katschof zwischen Dom und Rathaus.
Preisgeld für Projekte in der Ukraine
In diesem Jahr ist der Preis erstmals mit einer Million Euro dotiert. Nach dem Willen der Stifter, eines Aachener Unternehmerpaares, soll das Geld für proeuropäische Projekte verwendet werden. Welche das sind, entscheiden Karlspreis-Gesellschaft und -Direktorium in enger Abstimmung mit den Preisträgern.
Ursula von der Leyen hat am Mittwoch beim Karlspreis-Europa-Forum schon ihren Vorschlag erläutert: Sie wolle das Preisgeld unter anderem einer Organisation geben, die Kinder aus der Ukraine sucht, die entführt und nach Russland verschleppt worden sind. Und ein Teil des Geldes solle an diejenigen gehen, die in der Ukraine traumatisierten Kindern helfen.
Dieser schaurige Krieg traumatisiert Kinder in einem Maße, das können wir uns gar nicht vorstellen.
Ursula von der Leyen, Karlspreisträgerin 2025
Demonstrationen gegen die Verleihung
Am Rande der Verleihung gab es auch Proteste. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen werfen Ursula von der Leyen vor, wichtige Projekte des "Green Deals" für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz geschwächt zu haben.

Demonstranten vor dem Elisenbrunnen
Außerdem wurde auf zwei Kundgebungen gegen die zunehmende Aufrüstung Europas demonstriert. Zu den insgesamt sieben Demos und Kundgebungen kamen 400 Teilnehmer, teilte die Polizei mit. Sie zog ein positives Fazit des Tages: Die Verleihung sei störungsfrei verlaufen und das Sicherheitskonzept voll aufgegangen.