
Sachsen Wie Lommatzsch mit Kultur punkten will
Wie gelingt es, mehr Kunst für die Menschen abseits der großen Städte erlebbar zu machen? Weil die Kassen vielerorts leer sind, ist Kreativität und häufig auch privates Engagement gefragt. Die Bürgermeisterin von Lommatzsch in Sachsen, Anita Maaß, ist eine dieser kreativen Menschen, die auch gegen Widerstände Kunst im Stadtbild integrieren wollen. Am Mittwochabend werden nun zwei neue Skulpturen eingeweiht. Sie sind eine Schenkung der in Hamburg ansässigen François Maher Presley Stiftung an die Stadt Lommatzsch.
- Zwei Skulpturen sollen auf dem Marktplatz von Lommatzsch ein anregendes Bildungerlebnis schaffen.
- Eine neue Sonderausstellung soll ab Herbst noch mehr Kunst in die sächsische Stadt bringen.
- Der Stadtrat von Lommatzsch hat im Vorfeld finanzielle Bedenken geäußert.
Die zwei neuen Skulpturen auf dem Marktplatz von Lommatzsch sollen ein Abschiedsgeschenk an die Stadt sein: Bei der Wahl im kommenden Jahr wird die seit 2005 amtierende Bürgermeisterin von Lommatzsch, Anita Maaß (FDP), nicht noch einmal antreten.
Die kultur- und kunstaffine Historikerin hat nun auch unter hohem persönlichen Engagement und in Zusammenarbeit mit der François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur dafür gesorgt, dass die beiden figürlichen Kunstwerke ihren Weg nach Mittelsachsen finden. "Wenn wir so weit weg sind von den Städten, dann ist es schön, hier vor Ort solche Bildungserlebnisse bieten zu können", sagte Maaß MDR KULTUR.

Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) hat sich für die Skulpturen auf dem Lommatzscher Markt eingesetzt.
Wenn wir so weit weg sind von den Städten, dann ist es schön, hier vor Ort solche Bildungserlebnisse bieten zu können. Anita Maaß, Bürgermeisterin |
Kunst soll auf dem Marktplatz zum Nachdenken anregen
Bei den Skulpturen handelt es sich um zwei Beton-Skulpturen der mecklenburgischen Künstlerin Gertraud Wendlandt. Die "Sitzende" und die "Liegende" sind typisch für das Schaffen der 2023 verstorbenen Künstlerin: schwere Körper, blockhaft, viel Volumen.

Steinmetz Jan Giehrisch aus Sachsen hat die Betonkunstwerke gemeinsam mit seinem Sohn Hannes installiert.
"Dieses Ansehen, dieses sich Überlegen, was sehe ich in dieser Figur, was sagt mir die Figur, ist ein Bildungserlebnis", betont die Bürgermeisterin Anita Maaß. Sie hofft, dass die Menschen auf den Bänken vor den Skulpturen Platz nehmen und von der Kunst angeregt werden. Gerade für Kinder, aber auch für Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr mobil sind, biete die Kunst im öffentlichen Raum einen wichtigen Reiz.
Passanten in Lommatzsch warnen vor Randalierern
Die neuen Kunstwerke kommen bei den Menschen, die am Montagmorgen in Lommatzsch unterwegs sind, grundsätzlich gut an. Ein älterer Mann und eine ältere Frau hoffen jedoch, dass die Kunst unbeschädigt bleibt. "Nicht wie dazumal, wo sie hier in der Silvesternacht den Brunnen beschädigt hatten", so der Mann. In der Silvesternacht 2021 war der Kunstbrunnen in Lommatzsch von Randalierern mit Böllern demoliert worden – dem Schweinekopf wurden die Ohren abgesprengt.

Die Skulptur "Liegende" von Gertraud Wendlandt ist nun auf dem Marktplatz von Lommatzsch zu sehen.
Schäden dieser Art sind ein Risiko, das den Stiftungsvorsitzenden François Maher Presley nicht abhält, Kunst im öffentlichen Raum auszustellen. Der Autor und Fotograf bezeichnet sich auf Nachfrage von MDR KULTUR selbst als "Fan des Freistaates Sachsen", "Fan der wunderschönen Landschaft". Mit seiner kleinen Stiftung möchte Presley Menschen im ländlichen Raum in Kontakt mit Kunst und Kultur bringen. Ihre Chancen auf Beteiligung seien "oft geringer".
Sonderausstellung soll noch mehr Kunst nach Sachsen bringen
So soll in den kommenden Monaten zusätzlich zu den Skulpturen in Lommatzsch noch eine neue Sonderausstellung mit Dauerleihgaben und Schenkungen aus der Stiftung entstehen. Das hatte zunächst für Widerstand bei den Stadträten anderer Fraktionen gesorgt, so Bürgermeisterin Anita Maaß. "Die Bedenken waren eigentlich ganz finanzieller Art. Also, dass man Angst hatte vor zusätzlichen Kosten. Versicherungskosten. Diese Dinge", erklärt die Bürgermeisterin.

Unweit des Marktes von Lommatzsch im alten Budenhaus soll die Sonderausstellung gezeigt werden.
Doch die Ausstellungskosten, so die Bürgermeisterin, werde die Stiftung übernehmen. Klappt alles, dann wird dank der Stiftung ab Herbst unter anderem auch ein Entwurf der Verhüllungskünstler Christo und Jeanne-Claude in Lommatzsch ausgestellt. Für den kleinen Ort in Mittelsachsen wäre das ein Gewinn.
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