
Eskalation in Nahost ++ Israels Fluglinie streicht Verbindungen ++
Die israelische Fluggesellschaft El Al streicht bis zum 23. Juni viele Verbindungen. Israel hat die iranische Bevölkerung in der Nähe militärischer Ziele aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.
- El Al streicht viele Flugverbindungen
- Israel ruft zu Evakuierungen rund um militärische Ziele im Iran auf
- Tote und Verletzte in Israel
- Trump warnt Iran vor Angriff gegen die USA
- Huthi melden Raketenangriff auf Israel
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi bestreitet, dass das Land den Bau von Atomwaffen anstrebe. Man sei weiterhin offen für ein Abkommen, das dies gewährleistet, sagte der Minister bei einem Treffen mit Diplomaten. "Aber wenn der Zweck eines Abkommens darin besteht, den Iran seiner nuklearen Rechte zu berauben, dann sind wir natürlich nicht bereit, ein solches Abkommen zu akzeptieren", erklärte Araghtschi.
Der Minister sollte eigentlich heute an einer sechsten Runde indirekter Gespräche mit den USA über das umstrittene iranische Atomprogramm teilnehmen. Die Gespräche im Oman wurden jedoch nach dem israelischen Angriff auf iranische Militär- und Atomanlagen vom Freitag abgesagt.
Der Iran hat stets beteuert, sein Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken. Allerdings reicherte das Land in den vergangenen Jahren immer größere Uranvorräte auf nahezu waffenfähiges Niveau an und war vermutlich in der Lage, innerhalb weniger Monate mehrere Atomwaffen zu entwickeln, sollte es diesen Beschluss fassen.
Israel hat nach Angaben eines Militärvertreters noch eine umfangreiche Liste von Angriffszielen im Iran. Am Samstagabend seien etwa 80 Ziele in Teheran attackiert worden, sagt er weiter. Darunter befanden sich demzufolge zwei iranische Treibstoffanlagen mit "doppeltem Verwendungszweck", die sowohl für das Militär als auch das Nuklearprogramm genutzt würden.
Die Bevölkerung im Iran kann nach Angaben der Regierung bei israelischen Angriffen in Moscheen und Schulen sowie in U-Bahn-Stationen Schutz suchen. Die U-Bahnen würden ab Sonntagabend durchgehend geöffnet sein, sagt eine Regierungssprecherin im staatlichen Fernsehen. "Es gibt keine Probleme mit der Versorgung von Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff", fügt sie hinzu.
Die israelische Fluggesellschaft El Al hat bis einschließlich 23. Juni viele Flüge von und nach Europa sowie nach Tokio gestrichen. Das teilte das Unternehmen mit. Der Grund sei der Konflikt zwischen Israel und dem Iran.
Zypern soll vermitteln
Der EU-Staat Zypern soll eigenen Angaben zufolge zwischen Israel und dem Iran vermitteln. Der zyprische Präsident Nikos Christodoulides teilt mit, die Regierung in Teheran habe sein Land gebeten, "einige Botschaften" an Israel zu übermitteln. Er erwarte, noch im Lauf des Tages mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu sprechen.
Zudem äußert sich Christodoulides unzufrieden mit der aus seiner Sicht zu langsamen Reaktion der Europäischen Union auf die sich zuspitzende Krise im Nahen Osten. Als EU-Mitgliedstaat mit der größten Nähe zur Region habe Zypern eine außerordentliche Sitzung des EU-Außenministerrats beantragt, um die Lage zu erörtern.
Wieder Tote im Gazastreifen
Im Gazastreifen sterben nach palästinensischen Angaben wieder Menschen durch israelischen Beschuss bei dem Versuch, zu einer Verteilstelle für Lebensmittel zu gelangen. Mindestens drei Menschen seien erschossen und Dutzende verletzt worden, als sie sich dem Posten der umstrittenen Hilfsorganisation GHF nahe des Nezarim-Korridors im Zentrum des Küstengebiets näherten, berichten Mediziner des Al-Auda-Krankenhauses.
Zwei weitere Menschen seien auf dem Weg zu einer anderen Hilfsgüterausgabestelle in Rafah im Süden getötet worden. Zudem seien bei einem Luftangriff auf die Stadt Beit Lahija im Norden des Palästinensergebiets sieben Menschen ums Leben gekommen. Von der israelischen Armee gab es zunächst keine Stellungnahme.
Der Außenminister des Oman, Badr al-Busaidi, hat die israelischen Angriffe auf den Iran scharf kritisiert. Beim Kurznachrichtendienst X bezeichnete er sie als brutal, unverantwortlich und illegal und warnte vor schwerwiegenden sicherheitspolitischen Folgen für die gesamte Region. Al-Buseidi forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auszuüben, um die Eskalation zu beenden. Internationales Recht müsse durchgesetzt werden, um Sicherheit, Stabilität und Frieden wiederherzustellen.
Wie ARD-Korrespondentin Nadja Armbrust berichtet, hat Israel auch Anlagen der Energieinfrastruktur wie etwa Öldepots im Iran angegriffen. Dies könne für den Iran vor allem aus wirtschaftlicher Sicht gefährlich werden, da das Land abhängig sei von Ölexporten ins Ausland.
Bereits gestern hatte Israel einen Drohnenangriff auf eine Raffinerie in Pars-Süd gestartet. Dies ist eines der wichtigsten Gasfelder des Irans am Persischen Golf.
Der Iran hat nach eigenen Angaben zwei Personen festgenommen, die dem israelischen Geheimdienst Mossad angehören sollen. Sie seien in der Provinz Alborz festgenommen worden, als sie Sprengstoff und elektronische Geräte vorbereiteten, meldet die halbstaatliche Nachrichtenagentur Tasnim unter Berufung auf die Behörden.
"Zwei Mitglieder des Mossad-Terroristenteams, die Bomben, Sprengstoff, Sprengfallen und elektronische Geräte herstellten, wurden in der Provinz Alborz westlich von Teheran festgenommen", hieß es. Experten zufolge war der Großangriff Israels auf den Iran durch die geheimdienstliche Aufklärungsarbeit des Mossad seit Langem vorbereitet worden.
Suche nach Verschütteten in Tel Aviv
Im israelischen Tel Aviv suchen Rettungskräfte unter den Trümmern zerstörter Gebäude nach möglichen Opfern. Spezialkräfte der Armee und Hundestaffeln mit Rettungshunden seien im Einsatz, wie die Zeitung Haaretz berichtete.

Telefonat von Wadephul und Saar
In einem Telefonat mit Bundesaußenminister Johann Wadephul hat der israelische Außenminister Gideon Saar weitere Angriffe auf den Iran angekündigt, da noch wichtige Ziele zu erreichen seien. Israel konzentriere seine Angriffe auf militärische Ziele im Iran und auf für dessen Atomprogramm wichtige Anlagen. Dem Iran warf Gideon hingegen Angriffe auf Zivilisten vor. Ursprünglich sollte Wadephul heute seine Nahost-Reise mit einem Besuch Israels fortsetzen. Dieser wurde jedoch nach der Eskalation zwischen Israel und dem Iran abgesagt.
Israels Ölraffinerien haben mitgeteilt, dass ihre Pipelines und Übertragungsleitungen in Haifa durch Raketenangriffe des Iran beschädigt worden seien. Das ging aus einer Meldung an die Tel Aviver Börse hervor. An den Standorten wurden demnach keine Verletzten oder Opfer gemeldet, und die Raffinerien liefen trotz der Schließung einiger nachgelagerter Betriebe weiter.
Die Lage im Nahen Osten eskaliert weiter - und erreicht aus Sicht der Politikwissenschaftlerin Bente Scheller eine neue Dimension. "Die Massivität, mit der Israel von iranischen Raketen getroffen worden, aber auch umgekehrt der Iran von israelischen Raketen - die Dimension hatten wir zuvor so noch nicht", sagte sie im Interview mit tagesschau24. "Wir befinden uns weiterhin in einer Eskalation und hören keine Töne, wie diese beendet werden könnte."
Der Iran will nach den Worten seines Außenministers Abbas Araghtschi den Konflikt mit Israel nicht auf Nachbarländer ausweiten, es sei denn, die Situation zwinge dazu. Die Reaktion seines Landes beruhe auf dem Prinzip der Selbstverteidigung, erklärt Araghtschi weiter. Die Attacken dienten "einzig der Selbstverteidigung und der Reaktion auf Aggression", sagte Araghtschi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.
Aufgrund der Eskalation zwischen Israel und dem Iran setzt Zypern Schutzvorkehrungen für die Bevölkerung in Kraft. Sorge bereitet nicht nur die geringe Entfernung zu Israel, sondern auch die militärische Präsenz Großbritanniens auf der Insel.
Die israelische Armee hat Menschen im Iran, die sich in der Nähe von Fabriken zur Herstellung von Waffen aufhalten, zur Evakuierung aufgefordert. "Dringende Warnung an alle Personen, die sich jetzt oder in der Zukunft innerhalb oder im Umkreis von Rüstungsfabriken und ihrer unterstützenden Einrichtungen im Iran befinden", hieß es in einer Mitteilung eines Militärsprechers auf Farsi. Die Menschen sollten "zum Schutz Ihres Lebens und Ihrer Sicherheit, diese Gebiete schnellstens verlassen und nicht zurückkehren".
Die Zahl der Todesopfer in Israel durch iranische Angriffe in der Nacht zum Sonntag ist auf zehn gestiegen. In einem von einer iranischen Rakete getroffenen Wohnhaus seien zwei weitere Leichen geborgen worden, teilte die Polizei in Bat Jam mit. "Sechs Menschen wurden getötet und 180 verletzt", sagte Polizeichef Daniel Hadad vor dem getroffenen Haus in der zentralisraelischen Stadt. Zudem wurden nach Behördenangaben bei einem Angriff auf Nordisrael vier weitere Menschen getötet.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Stunde neue Angriffe auf Ziele im Westen des Iran abgeschlossen. Attackiert worden seien dabei Lagerstätten und Infrastruktur für den Abschuss von Raketen, teilte das Militär mit.
Die vom Iran unterstützten Huthi im Jemen haben nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden mehrere ballistische Raketen auf Jaffa im Zentrum Israels abgefeuert. Die Angriffe seien mit dem Iran abgestimmt worden, teilte die islamistische Miliz mit. Die Huthi greifen bereits seit Monaten zur Unterstützung der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gaza-Krieg Israel immer wieder mit Raketen an. Die meisten Raketen wurden von Israel abgefangen.
US-Präsident Donald Trump hat den Iran vor einem Angriff gegen die Vereinigten Staaten gewarnt. Falls der Iran die USA in irgendeiner Weise angreife, werde das Land mit der Macht des US-Militärs "in einem noch nie dagewesenen Ausmaß" konfrontiert werden, erklärte Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. Die USA hätten nichts mit dem nächtlichen Angriff Israels auf den Iran zu tun, teilte Trump weiter mit.
Zugleich forderte er den Iran zu einer diplomatischen Lösung auf. "Wir können leicht ein Abkommen zwischen Iran und Israel erreichen und diesen blutigen Konflikt beenden!!!", schrieb Trump.
Bei den iranischen Raketenangriffen auf Israel in der Nacht zum Sonntag sind nach Angaben von Rettungskräften mindestens acht Menschen getötet worden. Mehr als 100 sollen verletzt worden sein
Zwar konnten die meisten iranischen Raketen vom israelischen Abwehrsystem abgefangen werden. In Tel Aviv und anderen Orten wurden dennoch Einschläge verzeichnet. Besonders schlimm traf es die Stadt Bat Yam im Süden von Tel Aviv. Hier wurde ein mehrstöckiges Haus von einer Rakete getroffen. Es stürzte fast komplett ein. Mindestens vier Menschen wurden dabei nach Angaben von Rettungskräten getötet. Unter den Trümmern werden noch Dutzende Opfer vermutet. Die Rettungskräfte arbeiten dort zur Stunde mit einem Großaufgebot fieberhaft, um die Personen zu bergen. Auch aus dem Norden des Landes werden vier Tote gemeldet.
Iran: "Neue Welle begonnen"
Der Iran hat nach Angaben von Staatsmedien einen weiteren Raketenangriff auf Israel gestartet. "Eine neue Welle der Operation 'Wahres Versprechen 3' hat vor einigen Minuten begonnen", meldete das iranische Staatsfernsehen.
Bereits in den vergangenen Tagen hatte der Iran Raketen auf Israel abgefeuert, während Israel Ziele in Teheran ins Visier nahm.
Israel beendet Angriffswelle auf Teheran
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine Angriffswelle auf Teheran beendet. Ziele seien die Infrastruktur des iranischen Atomwaffenprojekts und Treibstofflager gewesen, teilt das Militär mit. Auch das Hauptquartier der iranischen Organisation für Verteidigungsinnovation und Forschung (SPND) in der iranischen Hauptstadt sei ein Ziel gewesen.
Erneut Luftalarm in Israel
In Israel ist im Norden des Landes Luftalarm ausgelöst worden. Grund sei das "Eindringen feindlicher Flugkörper" in den israelischen Luftraum, teilt das israelische Militär mit. Zudem seien die Bewohner im Norden und im Zentrum des Landes angewiesen worden, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.
Revolutionsgarden warnen Israel
Irans Revolutionsgarden haben Israel vor weiteren Feindseligkeiten gewarnt. Sollte Israel seine Aktionen fortsetzen, würden die iranischen Angriffe "schwerer und umfangreicher" ausfallen, erklärten sie. Ihre Raketen hätten bisher Anlagen zur Treibstoffproduktion für Kampfjets in Israel getroffen, teilen sie weiter mit.
Explosionen aus Sanaa gemeldet
Israel greift offenbar auch Ziele im Jemen an. In der Hauptstadt Sanaa waren laut Augenzeugen Explosionen zu hören.
Der arabische Nachrichtensender Al-Arabija berichtete unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen aus dem Jemen, dass ein mutmaßlich israelischer Angriff eine Zusammenkunft hochrangiger Huthi-Funktionäre getroffen haben könnte. Israel habe versucht, den obersten Militärkommandeur der Huthi bei einem Luftangriff im Jemen zu töten, schrieb Barak Ravid, ein Korrespondent der US-Nachrichtenseite Axios, auf der Plattform X.
Weder die Huthi noch das israelische Militär äußerten sich zunächst. Die Huthi-Miliz im Jemen gehört wie die Hisbollah im Libanon und die islamistische Hamas im Gazastreifen zu Irans "Achse des Widerstands" gegen Israel.
Bei neuen iranischen Angriffen auf Israel sind in dem arabischen Ort Tamra im Norden des Landes übereinstimmenden Medienberichten zufolge drei Menschen getötet worden.
Der israelische Rettungsdienst hatte zuvor gemeldet, dass eine Frau unter den Trümmern hervorgezogen worden sei. Die Helfer hätten ihren Tod festgestellt. Der Rettungsdienst meldete auch mehrere Verletzte nach einem Raketeneinschlag in dem Ort. Weitere Anwohner seien aus umliegenden Gebäuden gerettet worden.
Israel hat laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim das Hauptgebäude des Verteidigungsministeriums in Teheran angegriffen. Eines der Gebäude des Ministeriums sei dabei "leicht beschädigt" worden. Das iranische Verteidigungsministerium gab zunächst keine Stellungnahme ab. Tasnim gilt als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden.
Minister Katz: "Teheran brennt"
Nach neuen Angriffen Israels in der iranischen Hauptstadt Teheran hat sich der israelische Verteidigungsminister Israel Katz geäußert. "Teheran brennt", schrieb er auf der Plattform X.
Das iranische Onlineportal SNN hatte zuvor berichtet, ein Öl-Lager im Stadtteil Schahran im Nordwesten der Millionenmetropole sei getroffen worden. Die Lage sei jedoch unter Kontrolle. Videos iranischer Medien zeigten brennende Öltanks, aus denen dichter Rauch aufstieg.
Katz hatte bereits zuvor gedroht, Teheran werde brennen, sollte es weitere iranische Raketenschläge auf die israelische Zivilbevölkerung geben.
Der Iran hat am Abend einen weiteren Raketenangriff auf Israel gestartet, in mehreren Regionen gab es Luftalarm. Israel hat nach den Worten von Premier Netanjahu für die Angriffe auf den Iran die Unterstützung von US-Präsident Trump.