Börsenhändler auf dem Parkett der New Yorker Börse schaut auf einen Monitor.
marktbericht

DAX kurzzeitig auf Rekordstand Nvidia in aller Munde

Stand: 28.05.2025 22:58 Uhr

An der Wall Street ging im Vorfeld der Zahlenvorlage von Nvidia nicht viel. Dem DAX war noch ein weiteres Rekordhoch gelungen, bevor auch hierzulande Gewinnmitnahmen einsetzten.

Wenn der weltgrößte Anbieter von KI-Prozessoren seine Quartalszahlen vorlegt, ist dies ein gewichtiger Termin für die Börsen. Entsprechend nervös zeigten sich die Investoren in New York im Vorfeld der Nvidia-Zahlen, die nach Börsenschluss vorgelegt wurden. "Wie sich die Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz gestaltet, hat weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung des US-Aktienmarkts im Juni", sagte Bob Savage, Chefstratege bei Bank of New York Mellon.

Der Standardwerteindex Dow Jones konnte seine leichten Anfangsgewinne nicht halten und schloss 0,58 Prozent tiefer bei 42.098 Punkten.

Die Technologietitel konnten sich etwas besser halten. Der Nasdaq 100 gab 0,45 Prozent auf 21.318 Punkte ab.

Die 20 Minuten nach US-Börsenschluss veröffentlichten Daten von Nvidia wurden zunächst leicht positiv aufgenommen, wobei sich dies mit dem Eintreffen der Analystenurteile noch ändern könnte. Mit einem Quartalsumsatz von 44,1 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 0,96 Dollar pro Aktie übertraf der Chipriese die Erwartungen leicht. "Ein Kursplus von 56 Prozent seit Anfang April legt die Messlatte extrem hoch - eine Enttäuschung der Anleger bei Vorlage der Quartalszahlen ist daher keineswegs auszuschließen", hatte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets im Vorfeld betont.

Die am Abend veröffentlichten Protokolle zur jüngsten Notenbanksitzung zeigten das Dilemma der Geldpolitik angesichts der radikalen Politikwende in Washington. Bei womöglich anziehenden Preisen und gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit kämen "schwierige Abwägungen" auf die Zentralbank zu, heißt es in den "Fed Minutes" der Sitzung vom 7. Mai. Die Fed hatte dort ihren Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen.

"Fast alle Teilnehmer wiesen auf das Risiko hin, dass die Inflation hartnäckiger andauern könnte als erwartet", so die Notenbank. Das stärkt die Erwartung, dass die nächste Zinssenkung erst im Lauf des zweiten Halbjahres stattfinden dürfte.

Am deutschen Aktienmarkt hatten nach einem neuerlichen Höchststand im DAX Gewinnmitnahmen eingesetzt. Der deutsche Leitindex, der bei 24.325 Punkten eine frische Bestmarke aufgestellt hatte, ging 0,78 Prozent tiefer mit 24.038 Punkten aus dem Handel. Auch am morgigen Feiertag wird in Frankfurt gehandelt.

Schon am Dienstag hatte der DAX einen neuen Kursrekord aufgestellt. Ein Rekordhoch ist eines der besten Kaufsignale, welches die technische Analyse zu bieten hat - wie sich in den vergangenen Wochen wiederholt erwiesen hat. Das hat auch mit der Angst der Anleger zu tun, den nächsten Anstieg zu verpassen. Diese "Fear of Missing Out" (FOMO) hat die Anleger bisher jeden Kursrückgang nicht als Beginn einer möglichen Korrektur, sondern als Einstiegschance sehen lassen.

"Die Dynamik erzeugt eine Sogwirkung, in der Anleger reflexartig auf steigende Kurse aufspringen, um Gewinne nicht zu verpassen", erklärte Marktstratege Jochen Stanzl von CMC Markets. Ein weiterer Anstieg bleibe aus charttechnischer Sicht möglich, "vorausgesetzt, es treten keine handelspolitischen Rückschläge ein".

Denn fundamental ist der jüngste Rekordlauf des DAX kaum mehr zu begründen. Schließlich lasten vor allem die schwebenden Handelskonflikte zwischen den USA und dem Rest der Welt auf den Geschäftserwartungen und bereits jetzt auf den Exporterlösen und den Unternehmensgewinnen. Doch bisher wurden am Markt skeptische Stimmen von Analysten und Ökonomen kaum gehört, die auf die anhaltend hohe Unsicherheit hinsichtlich der finalen Zölle verweisen.

Die geplanten Entlastungen der schwarz-roten Koalition, die heute konkreter wurden, dürften den deutschen Unternehmen längerfristig helfen, sind aber schon länger bekannt und dürften weitgehend in den Erwartungen der Börse enthalten sein.

Der Euro gab bis zum späten Abend um 0,4 Prozent auf 1,1293 Dollar nach. Die deutschen Importpreise waren im April um 1,7 Prozent gefallen und damit so stark wie seit dem Beginn der Corona-Krise im April 2020 nicht mehr. Bereits am Dienstag hatten schwache französische Inflationsdaten die Zinssenkungserwartungen der Anleger geschürt und den Euro unter Druck gesetzt.

Gleich drei Faktoren stützten zur Wochenmitte die Ölpreise. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 63,99 Dollar je Barrel (159 Liter). Zum einen stützte die Entscheidung des Ölkartells OPEC+, die Förderung zunächst nicht auszuweiten, die Preise. Dazu kamen Angebotssorgen, nachdem die USA Chevron im Rahmen einer neuen Genehmigung für seine Anlagen in Venezuela den Export von Rohöl untersagt haben. Zudem halten die Spekulationen um weitere Sanktionen der USA gegen Russland an.

US-Vizepräsident JD Vance sieht im Bitcoin einen Vorteil für die USA im Konkurrenzkampf mit China. "Die Volksrepublik China mag Bitcoin nicht", sagte er auf der Bitcoin-Konferenz in Las Vegas. "Wir sollten uns fragen, warum ist das so?" Wenn sich ihr "größter Widersacher" von der Kryptowährung abwende, dann sollten sich die Vereinigten Staaten vielleicht dafür interessieren, so Vance. Die USA sollten einen strategischen Vorteil bei digitalen Vermögenswerten aufbauen. Bitcoin werde im nächsten Jahrzehnt ein wichtiger Vermögenswert für die USA sein.

US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf versprochen, ein "Krypto-Präsident" zu werden. Nach seinem Antritt ordnete er die Einrichtung einer Arbeitsgruppe für Kryptowährungen an, die Vorschriften für digitale Vermögenswerte vorschlagen sollte. Im März empfing er zudem eine Gruppe von Krypto-Führungskräften im Weißen Haus.

Auch die Trump-Medienfirma TMTG setzt auf den Bitcoin. Sie will sich 2,5 Milliarden Dollar bei Investoren besorgen, um sie in die Digitalwährung zu investieren. Dabei sollen 1,5 Milliarden Dollar aus Aktienverkäufen kommen und eine Milliarde aus der Ausgabe von Wandelanleihen, wie die Trump Media and Technology Group ankündigte. TMTG ist vor allem als Betreiber der Online-Plattform Truth Social bekannt.

Im Handelsverlauf kam Leben in die Autotitel im DAX. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise berichtete, verhandeln BMW, Mercedes und VW mit dem US-Handelsministerium an einem Mechanismus, der Import- und Exportleistungen miteinander verrechne. Eine Einigung werde bis Anfang Juli angestrebt. Im Gegenzug für Zollerleichterungen hätten die deutschen Autohersteller Milliardeninvestitionen in den USA in Aussicht gestellt.

Im DAX blieb die Rheinmetall-Aktie gefragt. Die Papiere des Rüstungskonzerns stiegen erstmals über die Marke von 1.900 Euro, was ein Kursplus im laufenden Jahr von über 200 Prozent bedeutet. Rückenwind gab es auch von einer positiven Analystenstimme: Der UBS-Experte Sven Weier stockte sein Rheinmetall-Kursziel auf 2.200 Euro auf. Viele andere Expertinnen und Experten hatten die Schwelle von 2.000 Euro zuletzt bereits hinter sich gelassen.

Die Klage eines peruanischen Kleinbauern im Klimaprozess gegen den Energiekonzern RWE ist gescheitert. Das Oberlandesgericht Hamm wies die Berufung von Saúl Luciano Lliuya zurück. Der Bauer und Bergführer hatte von RWE gefordert, sich an Kosten für Schutzmaßnahmen gegen eine mögliche Überflutung seines Hauses zu beteiligen. 

Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown hat im ersten Quartal von steigenden Mieten profitiert. Die Nettomieteinnahmen kletterten trotz des Verkaufs von Immobilien um ein Prozent auf 295 Millionen Euro. Die Mieten legten auf vergleichbarer Basis um drei Prozent zu.

Ein wiederauflebendes Gerücht beflügelte die Aktie von Gerresheimer. Nachdem die Übernahmegespräche vor einigen Wochen gescheitert schienen, meldete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass die Finanzinvestoren Warburg Pincus und KPS ein Gebot von 70 Euro je Aktie des Verpackungsspezialisten erwägen. Weder das Gebot noch eine Einigung mit Gerresheimer scheinen aber gesichert.

Die UniCredit setzt ihre Einkaufstour fort und erhöht ihre Beteiligung an der griechischen Alpha Bank von knapp zehn auf etwa 20 Prozent. Die Aufstockung des Anteils werde einen zusätzlichen Gewinn von etwa 180 Millionen Euro pro Jahr generieren. Unterdessen arbeitet die UniCredit weiter an ihren Plänen, die deutsche Commerzbank und die italienische Banco BPM zu übernehmen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. Mai 2025 um 09:00 Uhr.