Ein Fotograf vor einem Schild zum G7-Gipfel in Kananaskis

G7-Gipfel in Kanada Sorge vor einem neuen Eklat

Stand: 15.06.2025 03:13 Uhr

Heute beginnt im idyllischen Kananaskis in Kanada der G7-Gipfel. Mit dem Ukraine-Krieg und US-Zöllen gibt es genug Zündstoff. Sorgt Trump für einen weiteren Gipfel-Eklat?

Es war der Moment vor sieben Jahren, als Donald Trump der Kragen platzte: Zwei Tage hatte er gerade mit seinen G7-Kollegen in Kanada verbracht. Dann verfolgte er im Flugzeug die Abschluss-Pressekonferenz des Gastgebers. Der damalige kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau kündigte Zölle auf US-Waren an - als Antwort auf die Zusatz-Abgaben, die Trump zuvor verhängt hatte.

Empört schrieb der Präsident, Trudeau habe beim Gipfel noch so nett getan und sei in Wirklichkeit unehrlich und schwach. Und Trump zog seine Zustimmung unter das zuvor mühsam ausgehandelte Abschlussdokument zurück.

"Ich erwarte keinen Knall"

Das ist lange her. Und diesmal? Wird es friedlicher bleiben. Dasglaubt jedenfalls Charles Kupchan von der Denkfabrik Council von Foreign Relations. "Ich erwarte keinen Knall. Ich erwarte nicht, dass Trump eine Bombe zündet und dann rausläuft und sagt, mit dem hier bin ich fertig."

Schließlich hat sich die Welt in den vergangenen Jahren verändert. Vor allem durch die Kriege in der Ukraine und in Gaza, sagt Kupchan im ARD-Interview. Und das zwingt Trump letztlich dazu, zumindest außenpolitisch ein "etwas normalerer Präsident“ zu sein, meint er.

Topografische Karte Kanada mit Ottawa und Kananaskis

Trump braucht gute Nachrichten

Dazu kommt: Trump braucht Erfolge. Vor allem bei den beiden Themen, die offiziell zwar gar nicht auf der Agenda stehen, aber hinter verschlossenen Türen und in bilateralen Gesprächen die entscheidende Rolle spielen dürften: die Ukraine und die Handelskriege, die Trump fast mit allen anderen Teilnehmern angezettelt hat. Was den Umgang mit Russland angeht, könnte der US-Präsident langsam auf die Linie der Europäer einschwenken - etwa bei zusätzlichen Sanktionen, vermutet Kupchan:

Ich glaube, Trump ist echt genervt. Er hat viel Zeit und Energie auf Putin verwendet, er hat dreimal mit ihm telefoniert, er hat seine Unterhändler hingeschickt. Und was hat er vorzuweisen? Nichts.

Gibt es ein Einlenken im Handelskrieg?

Auch beim Thema Zölle läuft es nicht so, wie es der US-Präsident seinen Wähler versprochen hat. Weder haben sie bislang die US-Wirtschaft belebt oder reihenweise Unternehmen dazu gebracht, ihre Produktion in die USA zurückverlagern. Noch haben sie andere Länder zu weitreichenden Zugeständnissen im Handel gezwungen.

Dazu kommt: "Die Proteste gegen die Abschiebungen setzen Trump innenpolitisch unter Druck", sagt Gary Hufbauer vom Peterson Institut für internationale Wirtschaft in Washington. "Schon deshalb ist es möglich, dass er die Handelskriege etwas entschärfen will."

Aber der Ökonom dämpft die Erwartungen, dass die Konflikte während dieses Gipfeltreffens beigelegt werden. "Beim Thema Handel liegen EU und USA einfach noch viel zu weit auseinander", sagt Hufbauer.

"Bestenfalls gibt es eine gemeinsame Botschaft der anderen G7-Mitglieder an Trump: Du hast die Welt an den Abgrund geführt, und wenn wir diesen Weg weitergehen, dann sind die Kosten für die Verbraucher überall, in Amerika, in Deutschland, in China, riesig!", sagt Politologe Kupchan.

Keine Abschlusserklärung geplant

Offenbar um einen Eklat wie vor sieben Jahren zu verhindern und Trump nicht zu provozieren, hat Kanadas neuer Premier Mark Carney Begriffe wie Klimawandel oder Geschlechtergerechtigkeit auf der Agenda bislang vermieden. Auf ein gemeinsames Abschlussdokument aller G7-Mitglieder will Carney diesmal wohl von vornherein verzichten. Und Trump selbst? Lässt wie häufig alles offen.

Was denn seine Botschaft beim G7-Gipfel sein werde, wurde er kürzlich gefragt. Carney sei "ein netter Kerl", so Trump. Und ergänzte: "Wir werden sehen."

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 13. Juni 2025 um 05:10 Uhr im Deutschlandfunk.