Der türkische Außenminister Fidan in Kiew

Türkischer Außenminister in Kiew Mit Zweckoptimismus zurück an den Verhandlungstisch?

Stand: 30.05.2025 16:08 Uhr

Russland greift die Ukraine weiter an - aber der türkische Außenminister Fidan ist trotzdem optimistisch, dass man weiterverhandeln kann. In Kiew dagegen ist man deutlich weniger zuversichtlich.

Von Rebecca Barth, ARD Kiew

Russland greift die Ukraine weiter an. Jede Nacht aus der Luft mit Drohnen, Raketen und Gleitbomben. Moskau erhöht auch an der Front im Osten des Landes den Druck. Derweil ist der türkische Außenminister Hakan Fidan zu Besuch in Kiew. Er will eine neue Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine in der Türkei vorbereiten.

"Wir sind überzeugt: Solange wir am Verhandlungstisch bleiben, können Fortschritte erzielt werden", sagte er bei seinem Besuch. Und weiter: "Das letzte Treffen hatte einen Gefangenenaustausch als konkretes Ergebnis, und die Parteien haben sich darauf geeinigt, sich gegenseitig ihre Positionen zum Waffenstillstand zu erklären."

Präsident Selenskyj wenig optimistisch

In der Ukraine ist man deutlich weniger optimistisch. Man habe die eigene Position zu einer Waffenruhe bereits vorgelegt, heißt es dort in den vergangenen Tagen immer wieder. Doch eine entsprechendes sogenanntes "Memorandum", eine Erklärung dazu, fehle aus Moskau noch immer.

Der ukrainische Präsident Selenskyj findet dafür in seiner Videoansprache deutliche Worte: "Selbst das sogenannte 'Memorandum', das sie versprochen und anscheinend seit mehr als einer Woche vorbereitet haben, hat noch niemand gesehen. Die Ukraine hat es nicht bekommen. Unsere Partner haben es nicht bekommen. Selbst die Türkei, die Gastgeberin des ersten Treffens war, hat es nicht bekommen. Trotz gegenteiliger Versprechungen, vor allem gegenüber den Vereinigten Staaten, gegenüber US-Präsident Trump. Eine weitere russische Täuschung", so Selenskyj.

Ukraine fordert mehr Druck auf Russland

Man sei bereit, sich erneut mit russischen Vertretern zu treffen, unterstreicht erneut der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha. Es wirkt fast mantraartig. Die Ukraine betont immer wieder, einen Frieden nicht zu blockieren. Vor allem, um US-Präsident Trump nicht zu verlieren.

Doch es brauche mehr Druck auf Russland, fordert Sybiha in der ukrainischen Hauptstadt. "Die Ukraine engagiert sich für den Frieden. Wir haben den US-Vorschlag für einen Waffenstillstand und einen Friedensprozess akzeptiert. Jetzt liegt der Ball bei Russland. Russland muss einen bedingungslosen Waffenstillstand akzeptieren, der den Weg für weitere Verhandlungen, für Friedensbemühungen für die Ukraine öffnet. Deshalb müssen wir Druck auf Russland ausüben, um von ihnen ein 'Ja' zu einem Waffenstillstand zu bekommen."

Russland hat seine Position bisher nicht verändert und besteht weiterhin auf Maximalforderungen. Der Krieg gegen die Ukraine geht ungehindert weiter. Und rückt doch in Hintergrund, angesichts des öffentlichen Ringens um Positionspapiere oder vermeintliche Feuerpausen. 

Rebecca Barth, ARD Kiew, tagesschau, 30.05.2025 15:54 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. Mai 2025 um 16:17 Uhr.